Romantik und Gegenwart ist eine Austellungsreihe von sensor k, die sich den
inhaltlichen und formalen Traditionen der romantischen Kunst des 19. Jahrhunderts
und ihrer Bedeutung für zeitgenössische künstlerische Positionen widmet.
Die Ausstellung zeigt Landschaftsbilder, die sich mit der Tradition der
deutschen Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts auseinander setzen.
Die Berliner Künstlerin Barbara Kämper arbeitet seit fünf Jahren an diesem Thema und
hat eine künstlerische Technik entwickelt, in der Malerei und Fotografie direkt auf der
Leinwand zusammengeführt werden. In Schichtungen von abstrakter
Farbflächenmalerei und direkt auf der Leinwand entwickelter Fotografien generieren
die Bilder Landschaftsauffassungen, die aus traditionellem Landschaftsbegriff,
Naturbeobachtung und Reflexion der individuellen Geschichte entstehen. Barbara Kämper
arbeitet mit Fotografien aus ihrer eigenen Kindheit und Familie in der
Industrielandschaft um Halle und rückbezieht sie auf prominente
Landschaftsauffassungen der Kunstgeschichte, wie z.B. des Romantikers Caspar David Friedrich.
Analog zu Caspar David Friedrichs Bildern werden die Landschaftsdarstellungen z.B.
durch einbezogene Figurengruppen und Industriearchitekturen persönlich umkodiert
und Teil einer individuellen Geschichtsschreibung. Dadurch wird Landschaft zum
Träger inhaltlicher Bildaussagen, die über eine ausschließliche Abbildfunktion
hinausgehen. In vielen Bildern geht es Barbara Kämper um die Reflexion der
eigenen Herkunft aus der Industrielandschaft des Saalekreises, die sie immer wieder
mit der Kamera dokumentiert und in ihren Arbeiten thematisiert. Auf der Grundlage
ihrer Malereien duplizieren die mit Fotoemulsion direkt auf der Leinwand
entwickelten Foto den persönlichen Zugriff auf die kunsthistorische Gattung
Landschaft.
In dem Bild "Gruppe in Landschaft nach C.D. Friedrich" entsteht so eine
Collage unterschiedlicher historischer Zeitabschnitte, die einerseits auf Friedrichs
politisches Hauptwerk "Der Chasseur im Walde" aus der Zeit der Befreiungskriege
abheben, es aber andererseits mit der eigenen Situation der Künstlerin während der
Kindheit in der DDR konfrontieren
Die Einbeziehung von Personen oder
Industriearchitekturen, wie in dem Bild "Rotes Dach" entspricht dabei der inhaltlichen
Aufladung romantischer Landschaft, wie sie insbesondere im Deutschland des frühen
19. Jahrhunderts künstlerische Praxis war. Die Landschaftsdarstellung wird so zum
Träger einer Kritik an gegenwärtigen ökonomischen und politischen Zuständen
sensor k.
mehringdamm 79
10965 berlin